„Das Leben ist nüchtern sowas von toll”
Meine Jugend lief, nachdem mein Vater früh verstorben ist, total den Bach runter. Schläge und sexuelle Übergriffe durch meinen Bruder waren an der Tagesordnung, außerdem trank meine Mutter sehr viel. Bin dann mit 20 nach Frankfurt gezogen, wo ich direkt mit dem Kiffen in Kontakt kam.
Durch meine harte Kindheit wollte ich immer viele Kinder, um es besser zu machen. Wurde auch schnell schwanger und ich bekam vier Kinder, aber einen wirklichen Lebenswillen hatte ich nicht. War immer am feiern, erst mit harmlosen Drogen, es wurden aber schnell harte Drogen. Crack und Alkohol konsumierte ich täglich, die Kinder musste ich abgeben, da ich nicht mehr in der Lage war, mich um sie zu kümmern.
Ich durchlief 20 Entgiftungen und fünf Therapien, hing am Bahnhof herum und prügelte mich mit Männern dort. Zehn Jahre lief ich durch alle möglichen Einrichtungen, hatte keine Lust mehr zu leben. Am Ende hat ein Telefonat mit meiner größten Tochter mich dazu bewogen, die Fleckenbühler aufzusuchen. Dort war ich vorher auch schon zweimal, aber ich hielt es nicht lange aus. Durch meinen wirklichen Willen, die Drogen jetzt zu lassen, habe ich mich das erste Jahr nur um mich und meine Kinder gekümmert und fand es toll. Bin dort auch schnell in einen tollen Arbeitsbereich gekommen und nach knapp eineinhalb Jahren leitete ich diesen.
Dort wuchs mein Selbstvertrauen. Ich bin dann nach zweieinhalb Jahren mit meinem jetzigen Ehemann zusammengekommen, es lief am Anfang nicht so gut, aber ich lernte, mit Problemen umzugehen und wurde nicht rückfällig.
Die sogenannten Spiele (Gesprächsrunden) waren sehr hilfreich und auch Rolf (Hausleitung) half mir sehr viel in dieser Zeit. Er war hart aber gerecht.
Nach fast vier Jahren zog ich aus, zusammen mit meinem Ehemann. Das Leben draußen ist nüchtern sowas von toll. Habe mit all meinen Kindern einen super Kontakt. Wir fliegen jährlich nach Thailand, sind nüchtern, gehen beide arbeiten und genießen endlich unser Leben. Bin jetzt knapp acht Jahre clean und ohne Fleckenbühl hätte ich das nie geschafft. Danke für alles Fleckenbühl.
Die Autorin möchte nicht genannt werden