Die Jugendhilfe Leimbach ist Kooperationspartner des Praxis-Forschungsprojekts „Gesundheits- und Lebensorientierung für Care Leaver1“ des Instituts für Forschung und Weiterbildung der Hochschule Koblenz. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und läuft bis zum 31. März 2022. Ziel des Projektes ist es, die psychosoziale Gesundheits- und Lebenssituation von Jugendlichen in der stationären Jugendhilfe zu verbessern.
Ausgangspunkt für das Forschungsprojekt ist die steigende Zahl junger Menschen, die weder sozial noch beruflich integriert sind und bei denen die gegenwärtigen Hilfemaßnahmen zur sozialen und beruflichen Integration bisher nicht greifen. Hier setzt das Praxis-Forschungsprojekt „Gesundheits- und Lebensorientierung für Jugendliche“ der Hochschule Koblenz an, das in Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe Leimbach durchgeführt wird.
„Es gilt, die Problembereiche von Jugendlichen rechtzeitig zu erkennen und gemeinsam mit den Jugendlichen zu bearbeiten und die Übergänge aus der Jugendhilfe in die Eigenständigkeit fachlich neu zu gestalten“, betont der Projektleiter Professor Dr. Robert Frietsch. Konkret werden mit den Fachkräften Methoden entwickelt, um Probleme und Verhaltensauffälligkeiten von Jugendlichen schon weit im Vorfeld der Entlassung erkennen und darauf fachlich reagieren zu können. Um diese Aufgaben umzusetzen, werden Workshops für Fachkräfte der Jugendhilfe durchgeführt. „Dabei erarbeiten wir gemeinsam neue Methoden und üben sie ein“, erläutert Professor Frietsch weiter.
„Grundlage für eine erfolgreiche Entwicklung der Jugendlichen in Leimbach ist die besondere Form des Zusammenlebens: Das Lernen und Arbeiten in einer funktionierenden Lebensgemeinschaft. Die Gemeinschaft in Leimbach bietet sowohl Orientierung durch Vorbilder (Lernen am Modell) wie auch Beziehungssicherheit durch klare Strukturen und durch eine vielfältige professionelle pädagogische Begleitung. Hierdurch entsteht bei dem Jugendlichen Vertrauen, Sicherheit und Zuversicht für die weitere Entwicklung des eigenen Lebens. Aus Fremdmotivation wird Eigenmotivation, aus Widerstand wird ein positiver Entwicklungsprozess“, führt Dipl. Päd. Bernhard Fielenbach, pädagogischer Leiter der Jugendhilfe Leimbach, weiter aus.
„Wir begrüßen diese Kooperation des fachlichen Austauschs mit der Praxisforschung der Hochschule Koblenz und der Vernetzung mit der Suchthilfe und anderen Diensten sehr, insbesondere in dem Wissen, dass die komplexen Problemlagen nur durch das Zusammenspiel verschiedenster Professionen und Organisationen gelöst werden können.“ stellt Hermann Schleicher, der Geschäftsführer von Fleckenbühl fest.
„Erste Interviews mit Jugendlichen haben schon stattgefunden und ergeben, dass gerade aufgrund der vielfältigen aktuellen Entwicklungen und Umbrüche der heutigen Zeit viele Jugendliche komplexe Problemlagen ausgebildet haben, die sie ohne entsprechende Hilfe nicht bewältigen können“, erläutert der Soziologe Dirk Holbach von der Hochschule Koblenz. Hermann Schleicher, Geschäftsführung Fleckenbühl, betont in Gesprächen mit den Wissenschaftlern der Hochschule Koblenz: „Das Konzept der Jugendhilfe Leimbach ist bereits auf spezifische Problemlagen von Jugendlichen ausgerichtet. Dies gilt es konzeptionell weiterzuentwickeln und in Zusammenarbeit mit der Hochschule wissenschaftlich abzusichern, um die jungen Menschen zu befähigen, den Herausforderungen der heutigen Zeit gerecht zu werden.“
Abschließend würde es der Geschäftsführer, Hermann Schleicher, sehr begrüßen, wenn sich die Zusammenarbeit mit der Hochschule auch auf das Hofgut Fleckenbühl erweitern würde. Aufbauend auf die von Beginn an vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Praxis der Jugendhilfe wird es sicher gelingen, konstruktive Lösungen für die aktuellen Herausforderungen in der Jugendhilfe zu entwickeln.
Gastautor: Professor Dr. Robert Frietsch