Das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) ist ein Singvogel aus der Gattung der Wiesenschmätzer und der Familie der Fliegenschnäpper. In der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands von 2015 wird die Art als stark gefährdet geführt. In Hessen hat der Braunkehlchen-Bestand in den letzten 25 Jahren um mehr als 50 % abgenommen. Aktuell muss davon ausgegangen werden, dass der gesamthessische Bestand weiter abgenommen hat und gegenwärtig bei weniger als 300 Brutpaaren liegt.
Das Braunkehlchen ist in Hessen vom Aussterben bedroht. Mit umfangreicher Gehölzpflege in der Gemeinde Lohra, einem wichtigem Brutgebiet, soll der Lebensraum für die Vögel verbessert werden. Dafür hat der Fachdienst Naturschutz des Landkreises Marburg-Biedenkopf die Fleckenbühler engagiert. Ein großer Auftrag für das Team der Feldwirtschaft, das im Winter regelmäßig mit Baumschnittarbeiten beschäftigt ist.
Das Team der Fleckenbühler rückt dafür mit Motorsägen und viel körperlichem Einsatz an, um die Erlen und anderen Ufergehölze zurückzuschneiden und Fällungen vorzunehmen. Uwe Weimar als Bereichsleiter der Landwirtschaft legt dabei besonderen Wert darauf, dass die Mitarbeiter die Hintergründe verstehen und erkennen, welchen Nutzen ihr Schaffen für den Naturschutz hat. Durch die motormanuelle Arbeit ohne den Einsatz großer Maschinen können die Arbeiten sehr bodenschonend durchgeführt werden.
Das Braunkehlchen ist aus der Landschaft des Landkreises Marburg-Biedenkopf weitgehend verschwunden. Der Kreis mit seiner Naturschutzbehörde sowie seinem Fachdienst Landwirtschaft hat in Zusammenarbeit mit Biologen, der Vogelschutzwarte Hessen sowie örtlichen Naturschutzgruppen ein Maßnahmenkonzept entwickelt, um die Brutgebiete in Lohra für das Braunkehlchen zu sichern und mit umfangreicher Gehölzpflege soll der Lebensraum für die Vögel verbessert werden. Die Gemeinde Lohra sowie die betroffenen Grundstückseigentümer und Nutzer unterstützen das Konzept ebenfalls.
Die Umsetzung des Konzepts mit konsequenter Gehölzpflege meint in diesem Fall das Fällen auf ca. 100 Meter Uferlänge der Baches Vers. Die Erlenstümpfe sollen wieder austreiben. Das ist aus ökologischer Sicht vertretbar, weil es Erlen auf mindestens weiteren fünf km Länge allein entlang der Vers gibt, der Bestand der Brutpaare aber in Deutschland unter 30.000 gefallen ist. Die Braunkehlchen sind vom Aussterben bedroht, die Erlen nicht. „Obwohl Kirchvers der beste Brutplatz im ganzen Landkreis ist, ist der Bestand von acht Brutpaare auf vier Brutpaare gefallen“, erklärt Uwe Weimar.
Das Braunkehlchen benötigt offene, feuchte Flächen mit blütenreicher Vegetation aus Hochstauden und Altgrasbeständen, um dort Nester anzulegen. Für Reviergesänge und zur Vorbereitung der Jagdflüge auf Insekten sind Zaunpfähle, aber auch künstliche Sitzgelegenheiten wichtig. Das Braunkehlchen meidet Büsche, Hecken und Ufergehölze, da sich hier Fressfeinde besser verstecken können. Daher sind die Lebensräume des Braunkehlchens auf eine konsequente Gehölzpflege angewiesen.
Unser Beitrag zum Naturschutz:
Die Fleckenbühler unterstützen diese Maßnahmen gerne und helfen bei der Erhaltung der Artenvielfalt im Rahmen der hessischen Biodiversitätsstrategie.
Wir möchten in den kommenden Monaten und Jahren mit unserer Arbeit dabei mitwirken, dass weitere Arten wie Wachtelkönig, Rohrammer, Wiesenpieper oder der Kiebitz zurückkommen oder heimisch bleiben. So sind Horste für Störche, Nistkästen für Schleiereulen und weitere Maßnahmen geplant.
Bei ersten bestätigten Sichtungen werden wir über diese berichten, übrigens auch über weitere unserer zahlreichen Naturschutzmaßnahmen.
Für den Lebensraum des Braunkehlchens ist für dieses Jahr eine spannende Maßnahme geplant: An einem fünf Hektar großen Stück auf unserem Land (das Rote Feld) wir ein drei Meter breiter Streifen Rotklee stehen gelassen und auf das Mähen als Grünfutter verzichtet. So entstehen neue Lebensräume für Insekten und kleine Vögel.
Hoffentlich sehen wir das kleine Braunkehlchen zukünftig öfter, und lassen uns von seinem Gesang verzaubern.