Gesunder Boden – gesunde Lebensmittel
Der Konsum von Lebensmitteln ohne Einblick in Herstellungs- und Verfahrensprozesse birgt das Risiko, falschen Versprechungen zu erliegen.
Auch in der guten alten Zeit wurde, dort wo es möglich erschien, gerne getrickst. Mit Gips vermengtes Mehl oder mit Kupfer gefärbtes Gemüse waren schon im Mittelalter beliebte Verfahren, die Lebensmittelkonsumenten hinters Licht zu führen. Wurde ein Betrug öffentlich, drohte damals wie heute eine Strafe. So entstanden schon früh die ersten Reinheitsgebote, um gesetzliche Grundlagen zu schaffen.
Die Gruppe derer, die auf Lebensmittelproduzenten angewiesen war, war lange der kleinere Bevölkerungsanteil. Die meisten Menschen lebten auf dem Land, hatten Gemüsegärten und eine kleine Nutztierhaltung.
Der Anteil Lebensmittel produzierender Landbevölkerung ist inzwischen kaum noch erwähnenswert. Im Gegensatz zur guten alten Zeit, in der unsere Eltern und Großeltern noch Gemüse und Obst einkochten, Kartoffeln anbauten und Brot backten, sind bis auf Ausnahmen vorbei.
Wir haben unsere Lebensmittelsouveränität an einige wenige Produzenten abgegeben. Lebensmittelmangel ist in unserer Gesellschaft, dank industrieller Lebensmittelproduzenten, nur noch eine Erinnerung der über 70-jährigen. Hier und da erfahren wir, dass dies ein Privileg ist, das einem großen Teil der Weltbevölkerung nicht gegeben ist.
Lebensmittel produzieren heißt immer, in die Ökologie der Anbau- und Veredelungsflächen, der Infrastruktur- und der Vermarktungsflächen einzugreifen, am besten nicht vor der eigenen Haustür.
Der Blick richtet sich dabei meist nicht auf ökologische, sondern auf ökonomische Interessen. Am billigsten produziert ist am besten produziert. Dabei schließen sich ökonomische und ökologische Interessen nicht automatisch aus
Es geht auch anders
Hof Fleckenbühl hat sich dieser Herausforderung seit 1984 mit Herz und Seele verschrieben. Ökologischer Anbau nach Demeter-Richtlinien auf 250 ha, über fünf Hektar Hecken und Gehölzinseln, geringer Tierbesatz und hofeigenes Futter, neun Gewässerbiotope, Feldrain- und Ackerrandstreifen bilden eine gesunde Ökologie.
Die Widerstandsfähigkeit der einzelnen Arten, egal ob Nutz- oder Wildpflanze, Ohrenkneifer oder Milchkuh, wird stetig gesteigert. Damit wächst auch der ökonomische Wert der produzierten Lebensmittel.
Wir bilden als Produzenten gemeinsam mit unseren Kunden, unseren Flächen und unseren Tieren eine Einheit, die als Ökosystemleistung darstellbar ist und die weit über das Thema Ernährung hinausgeht.
Fleckenbühler Landprodukte schaffen Werte wie Lebensfreude, Vertrauen, Achtung, Verantwortungsbewusstsein, Umweltbewusstsein und Gemeinschaftsgefühl.
Vor allem aber raubt eine gesunde Lebensmittelproduktion nicht die Ressourcen anderer, vorzugweise derer, die sowieso schon wenig haben, zum Beispiel durch Landentnahme in Südamerika für billige Futtermittel der europäischen Fleischproduktion oder die Überschwemmung und Zerstörung heimischer Märkte in Afrika mit billigsten Hühnerfleischresten.
Unser Handeln zielt auf Langlebigkeit und Stabilität von Ressourcen ab. Für eine zukunftsgerichtete Entwicklung müssen die Bereiche Ökologie, Ökonomie und Soziales gleichermaßen gewichtet sein.
Diese Zielsetzung haben die Fleckenbühler schon von Beginn an, seit 1984.
Lebensmittel mit Sinn
Mit den eigenen Händen bei der Lebensmittelproduktion mitzuwirken und dabei Verantwortung zu übernehmen, hilft den Fleckenbühler Bewohnern bei der Entwicklung und beim Überwinden der Drogen- und Alkoholsucht.
Einen strukturierten Alltag mit klaren Abläufen zu haben, ist dabei essenziell. Das Leben und Arbeiten mit den Jahreszeiten ist motivierend und sinngebend.
Die Beteiligung am Prozess der Herstellung, Verarbeitung und Vermarktung der eigenen Lebensmittel hat viele positive Wirkungen auf die beteiligten Fleckenbühler Bewohner: Identifikation, also ein wichtiger Teil von etwas zu sein, und die Erfahrung, etwas Eigenes zu erschaffen, motiviert und stärkt das Selbstbewusstsein.
Den Wert der Lebensmittel zu erkennen und sie bewusster zu konsumieren, dieses Ziel erreichen wir mit der Integrierung der Lebensmittel verarbeitenden Betriebe in den Fleckenbühler Alltag.
Auch Besuchergruppen, wie Kindergartengruppen, Schulklassen, Familien oder Betriebsausflügler, können auf Hof Fleckenbühl ein Stück ihrer Lebensmittel-Souveränität zurückerlangen.
Für die Fleckenbühler waren die Ressourcen schon immer knapp und wertvoll, daher ist ein bewusstes und zukunftsgewandtes Handeln in unseren Köpfen und den unserer Kunden und Partner fest verankert.